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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 21.1910

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Walde, Karl: Das bayrische Jagdhaus in Wien 1910
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https://doi.org/10.11588/diglit.11378#0408

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INNEN-DEKORATION

389

ENTWURF: PROF. ADELBERT NIEMEYER—MÜNCHEN. RESTAURATIONS-SAAL AUF DER JAGD-AUSSTELLUNG—WIEN.

AUSFÜHR.: DEUTSCHE WERKST. FÜR HANDWERKSKUNST G.M.B.H.—MÜNCHEN.

DAS BAYRISCHE JAGDHAUS IN WIEN 1910.

Ein verborgenes Kleinod, das man auf der Wiener
Jagdausstellung erst suchen muß, um es zu finden,
das aber den Finder reichlich lohnt, ist das »Bayrische
Jagdhaus«. Es ist, als ob der Neid selbst diesen
Schatz den Blicken der Menge entzogen hätte, um ihn
nur Eingeweihten zu zeigen. Oder hat da die Furcht
vor der »ausländischen Konkurrenz« bei der so un-
günstigen Platzzuweisung mitgespielt ? — In einer Neben-
straße gelegen, inmitten von Gastwirtschaften und Ver-
gnügungslokalen, umringt von einem Vorgarten, ohne
direkten Eingang an der Hauptfront, ist dieses reizvolle
Objekt leider nicht in jenem Maße bekannt, als es
seines Inhalts wegen sein sollte.

Der von den Architekten Dr. Julius Groeschel und
Heinrich Tremel in München entworfene Bau trägt
alpinen Charakter. Eine Umzäunung aus rohem Holz
umschließt das in einem wiesenartigen Vorgarten stehende
Jagdhaus. Der weiße Verputz des Erdgeschosses, die
braune Holzverkleidung des Obergeschosses, die grünen
Fensterläden mit bunter Malerei und schöne Bäume
geben ein heiter farbiges Bild.

Mit einem Gefühl der Bangigkeit tritt der Besucher
ein; die Furcht, wieder die ermüdende Fülle von Jagd-
trophäen, Bildern, Waffen zu sehen, wie sie die reprä-
sentativen Bauten verschiedener Staaten aufweisen, läßt
ihn zögern — doch er wird freudig enttäuscht. Das
ist kein »Museum« unter dem Deckmantel eines »Jagd-

hauses-, sondern eine vollständig, bis ins Kleinste nach
künstlerischen Grundsätzen einheitlich durchgeführte Rast-
stätte für herrschaftliche Jagdfreunde. Alle Räume dieses
Jagdhauses zeichnen sich durch Wohnlichkeit, Zweck-
mäßigkeit und Stimmungsgehalt aus.

Obwohl jeder Raum eine originelle Schöpfung mo-
derner Meister ist, mutet uns Alles wie gute Tradition
an. — Da ist nichts Störendes, nichts Gewaltsames,
das in die Harmonie des Ganzen einen Mißton bringen
könnte. Die Poesie schwebt förmlich durch die Räume
und zaubert uns reizvolles Leben vor. Und all die
zarte, dämmerige Stimmung, die über ihnen schwebt,
wird durch die bescheidensten Mittel erzielt.

An der Innengestaltung beteiligten sich Professor
Adelbert Niemeyer, Prof. Richard Berndl, die
Architekten Hans Hertlein, Dr. Julius Groeschel
und Heinrich Tremel, sämtlich in München. Die
Deutschen Werkstätten für Handwerkskunst
G. m. b. H. in München brachten drei Räume zur Aus-
stellung, die sie nach den Entwürfen und unter der
künstlerischen Leitung von Professor Adelbert Nie-
meyer in München, ausführten und zwar:

Das Zimmer der Dame ist auf einen warmen
Ton in Braun gestimmt. Die Einrichtung ist aus Birn-
baumholz angefertigt, dessen lebhaftes Rotbraun trefflich
mit dem Braun der Wandbespannung, der Vorhänge,
der Möbelstoffe und des Teppichs harmoniert. Rosen-
 
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